10.3. Pan-Balkanische Solidaritätsdemo in Thessaloniki

Am 10.3. fand in Thessaloniki die Pan-Balkanische Solidaritätsdemo statt. Es nahmen ungefähr 5.000 Menschen aus dem ganzen Balkan teil, um ein Zeichen gegen den Faschismus zu setzen, und ihre Solidarität mit der Besetzung Libertatia auszudrücken.

“Internationale Solidarität mit Besetzungen / Kampf gegen Staat, Kapital und Faschismus / Das Feuer verbrennt uns nicht, das Libertatia wird bleiben!” – Libertatia, Kollektiv für den libertären Kommunsimus, Solidarisches Plenum

Gegen Staat, Kapital, Nationalismus, Faschismus und den Krieg / Solidarität mit Libertatia / Die Anarchie wird sich nicht beugen!” – Anarchistische Politische Organisation (A.P.O.) Föderation der Gruppen

STELLUNGNAHME IN BEZUG AUF DIE LETZTEN EREIGNISSE | 29. JÄNNER 2018

Die Zeit des Angriffs

Am Sonntag, dem 21. Jänner 2018 um 13.30 Uhr und kurz vor der nationalistischen Kundgebung für Mazedonien, begannen eine Reihe von Angriffen gegen besetze Räume – durchgeführt von faschistischen Gruppen, die sich an der Kundgebung beteiligten. Nachdem sie den freien sozialen Raum „Schule“ (Scholio) angegriffen haben und erfolgreich zurückgeschlagen wurden, näherten sie sich unserer Besetzung, und verursachten Schäden an Fassade und Zaun. Diese Angriffen entstanden aus der Versammlung vom Ideapolis-Zyklus und verschiedenen anderen faschistischer Gruppierungen (AME, Heiliger Bund, C18). Der Schaden wurde direkt danach von Mitgliedern unserer Gruppe repariert. Danach wurde entschieden, die antinationalistische Kundgebung in Kamara zu unterstützen. Die Faschisten versuchten die dort versammelten Leuten anzugreifen, jedoch vergeblich. Danach griff die gleiche Gruppe (mit den faschistischen PAOK-Hooligans und verstärkt durch serbische Hooligans) etwa zwei Stunden später unsere Besetzung mit Molotowcocktails und Fackeln an, und verursachten den Brand. Zu dieser Zeit waren keine Leute im Gebäude, denn alle waren bei der Demonstration in Kamara. Während des Angriffs standen Staatspolizisten daneben, sowie ein parkierter Polizeibus. Diese Polizeikräfte deckten den Angriff, ohne sich einzumischen. Die Reaktion der Nachbarschaft muss erwähnt werde: Die Leute gingen auf die Balkone und schrien gegen die Faschisten an, diese reagierten mit Schimpfen und dem Werfen von weiteren Fackeln. Als die Faschisten danach erneut versuchten, sich der Besetzung „Schule“ zu nähern, reagierte die Polizei nach dem gleichen Muster. Sie deckte die Faschisten ab und blockierte unsere Genossen im Gebäude.

Zu den Ereignissen am 21.1.

Über das was geschah, sollte es keine Ausreden geben. Wir wissen alle, dass diese Gruppen auf die Kundgebung am Weißen Turm zusteuerten und sich später von dort wieder lösten. Die Kundgebung am Weißen Turm fungierte als „Teich von Siloah“ für den griechischen Faschismus, der noch einmal durchs Abwasser gespült wurde. Neue politische Karrieren wurden an den Tag gebaut, und viele Politiker spazierten ungestört durch die Menge. Die Mörder von Golden Dawn wandelten unter den „Indignados“ unserer Mitbürger und zusammen mit den neuen Sturmabteilungen, die eine Reihe von potentiell mörderischen Angriffen machten und von der Polizei dabei freundschaftlich unterstützt wurden. Verschiedene andere Parteien der Rechten waren dabei (Nea Dimokratia, ANEL), eine ausverkaufte nationalistische Linke (LAE, Fließen der Freiheit), Träger der christlichen Liebe unserer heiligen Kirche, aufstrebende Parteiführer. Alle möchten nun endlich eine ernsthafte rechtsextreme Institution schaffen, welche dieses Land angeblich so sehr braucht, ein Plan, der nach der Ermordung von Pavlos Fissas abgesagt werden mußte. Faschismus hat nunmehr soziale Legitimität in der griechischen Gesellschaft erlangt, und es liegt an der antifaschistischen Bewegung, die Situation umzukehren.

Und das alles in Thessaloniki, in der ehemals multikulturellen Hauptstadt des Balkans, der Stadt der Zuflucht, der Verfolgung und Vernichtung von Juden und anderen Bevölkerungsgruppen, der ermordeten Arbeiter von 1936, der paramilitaristischen Verbrecher mit Dreirädern, der großen Armenmutter. In all den Verbrechen des Faschismus und Nationalismus, die in dieser Stadt geschahen, kam die Brandstiftung eines historischen Gebäudes, älter als ein Jahrhundert, hinzu. Unglücklicherweise ist jedoch jeder, der sich nicht an seine Geschichte erinnert, dazu verurteilt, sie zu wiederholen. Jeder sollte seine Einstellung zum Faschismus reflektieren. Die Trägheit, die Apathie und das Klima der Entpolitisierung, das den Faschismus täglich nährt, haben als Zünder für die Explosion dieses Tages des nationalistische Taumel beigetragen. Denken wir alle darüber nach, woher die Faschisten die Kraft nahmen, für wen sie gearbeitet haben, unter welchen Schutz sie all das getan haben, was sie getan haben. Wir werden immer mit unseren Genossen und Genossinnen da sein, um unseren täglichen Kampf gegen den Faschismus zu führen und unsere Barrikaden bis zu seiner vollständigen Ausrottung erheben.

Zu den Fans

Unter den Faschisten, die die Kundgebung in Kamara angegriffen haben und die den zweiten Angriff gegen unsere Besetzung gemacht haben, waren auch Fans von PAOK, was durch unverwechselbare Zeichen, sowie durch die Slogans, die an die Wand unserer Besetzung geschrieben wurden, erwiesen ist. Wir wollen klar sagen, dass es ein vulgärer Versuch des Brandstifters Boutari (Bürgermeister von Thessaloniki) ist, das ganze als Konflikt zwischen PAOK-Fans erscheinen zu lassen, womit er die Tatsache herunterzuspielen und zu verdrehen versucht: der Angriff auf unseren Raum geschah aus klaren politischen Gründen und war kein Konflikt zwischen Hooligans. Das Statement, welches später von PAOK-Fans veröffentlicht wurde, fand in den Worten von Boutari Evidenz und Resonanz, um die Faschisten in der Fan-Welt zu verstecken. Dieses Statement ist nicht einmal unterschrieben und viele organisierte Fangruppen haben sich nachher davon distanziert. Wir rufen die antifaschistische PAOK-Fans und jede Gruppe auf, ihre Haltung zu diesen Ereignisse einzunehmen und die Faschisten in den Stadien und überall sonst zu isolieren. Denn Antifaschismus ist für uns kein Tuch oder Lebensstil, sondern eine politische Entscheidung und historische Verantwortung.

Zur Gegendemo in Kamara

Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt / Und lässt andere kämpfen für seine Sache
Der muss sich vorsehen; denn
Wer den Kampf nicht geteilt hat
Der wird teilen die Niederlage.
Nicht einmal den Kampf vermeidet
Wer den Kampf vermeiden will; denn
Es wird kämpfen für die Sache des Feinds
Wer für seine Sache nicht gekämpft hat.

(aus: Koloman Wallisch Kantate von Bert Brecht)

Während dieser degradierten Situation entschied sich unser Kollektiv, den Weg den Faschismus zu hindern und die Verantwortung dieser politischen Entscheidung zu tragen. Der Preis, den wir bezahlen, ist hoch und von uns selbst zu zahlen: Ein Gebäude, in dem unsere Ideen, unsere Anliegen und unsere Träume von einer Gesellschaft der Gleichheit und Freiheit ohne Macht und Ausbeutung untergebracht waren, wurde völlig zerstört. Ein Gebäude, das wir unter hohem Aufwand renoviert hatten, und welches wir aus der vorherigen Situation des Verfalls, in dem es war, befreit haben. Das, woran wir glauben, und diejenigen, für die wir kämpfen, sind nicht nur Gebäude und daher werden wir weder zurücktreten, noch den Kampf in diesen kritischen Momenten im Stich lassen. Stattdessen werden wir in unseren Überzeugungen bewusst bleiben und in unserer Hartnäckigkeit gestählt. Der Fall von Libertatia betrifft natürlich nicht nur uns, sondern ist eine Sache der ganzen antifaschistischen Bewegung, die die Antworten auf die Feinde der Freiheit geben sollte.

Wir verteidigen die politische Entscheidung bei der antinationalistischen Gegendemo in Kamara, die am selben Tag der nationalistischen Kundgebung stattfand, teilgenommen zu haben, denn wir glauben, dass der Krieg gegen Faschismus auf der Straße und gekräuselt durch organisierte Bewegungen sein muss. Er ist kein hooliganmäßiger Konflikt zwischen „extremen“ Gruppen. Mit der Entscheidung der Anarchisten zu handeln, sich in diesen Tagen nicht ruhig zu verhalten, sondern mit einer massiven Sound-Kundgebung, einer Motorrad-Demo durch die Innenstadt und schließlich mit der Kundgebung in Kamara eine Stellung einzunehmen, wurde eine historische Entscheidungen getroffen und das Gewicht ihrer Verantwortung wurde damit gehoben. Die Linke war leider bei dieser historischen Verabredung abwesend und entschloss sich, etwas dermaßen Massives nicht zu konfrontieren, weil damit eventuell ihr soziales Profil eingeschränkt werden würde. Aber die wichtigste und schwierigste Entscheidung, die wir getroffen haben war, die von verschiedenen anarchistischen bzw. antiautoritären Gruppen organisierte, internationalistische Kundgebung nicht durch unsere Abwesenheit zu schwächen. Trotz dem Angriff auf unsere Besetzung, was für uns als Endergebnis unerträglich ist, waren wir aber für den Rest der Genossen, die in Kamara waren, politisch korrekt und verantwortlich. Für diejenigen, die fragen, warum die Leute, die den Schaden reparierten nicht dort geblieben sind oder warum es keinen Schutz für die Besetzung gab, wollen wir auf den Wert des menschlichen Lebens reflektieren und was solche Verluste bedeuten würden. Außerdem möchten wir die Tatsache hervorheben, dass das Vorhandensein einer dynamischen Gegendemo, in einem großen Teil des Stadtzentrums den Neonazis keinen Raum gab, und damit potenzielle Angriffe bei anderen Besetzungen verhindert wurden, aber auch Pogrome gegen Migranten, LGBTQ-Personen, alternative Jugendliche, etc. Was beim Libertatia passiert ist, hätte auch anderswo gemacht werden können.

Gerade jetzt ist nicht die Zeit für offensive Bewertungen und kannibalistische Verhaltensweisen uns gegenüber. Innerhalb der antifaschistischen Bewegung ist es vielmehr die Zeit für Demos und kollektive Antworten gegen den Faschismus, der seinen Kopf hebt und versucht sich sozial zu legitimieren. In solchen Momenten sind die Entscheidungen, die wir treffen, historisch und die Bewegung muss den Weg den Faschisten hindern.

Für die Demo am 22.1. und die 5 Festnahmen

Am Tag nach dem Angriff wurde vor der Besetzung ein Demo organisiert, welche von etwa 2.500 anarchistischen und linken Leuten besucht wurde. Unsere Absicht war in die Stadtteile von Ost-Thessaloniki zu ziehen, und die „Schule“ zu erreichen. Die Polizei ließ den Zug nicht losgehen und blockierte ihn sowohl in den Straßen Delphon als auch Konstantinoupoleos und zwangen ihn durch enge Straßen. Aus einem trivialen Grund griffen sie den Zug an und nahmen fünf Menschen gefangen, unter ihnen eine Genossin von unserer Gruppe.

Die Entscheidung der Polizei für den Angriff auf die Demo und die anschließende Inhaftierung von Genossinnen und Genossen für vier Tage, zeigt auch die Einstellung des Staates uns gegnüber. Während sie an einem Tag freundlich die Faschisten bei Besetzungsverbrennungen beschützen, machen sie am zweiten Angriffe auf eine Großdemonstration und verhaften Militante, die sie für die Brandstiftung eines Reifens eines Polizeibusses verklagen, nur wenige Stunden nachdem sie zugeschaut haben, wie ein ganzes Gebäude niederbrannte. Die Tatsache, dass diese Straftat durch die Staatsanwaltschaft unter dem Vorwurf der Brandstiftung verfolgt wird, zeigt die Entscheidung der staatlichen Politik, die antifaschistische Bewegung zu unterdrücken. Dieser Paragraph impliziert eine Brandstiftung bei der Gefahr für Menschenleben besteht. Der Fall, bei dem dieses Risiko bestand, ist für jeden offensichtlich.

Was kommt als nächstes?

Die Frage ist, wie es weitergehen wird. Der Wille unserer Kollektive besteht darin, das Gebäude besetzt zu halten, wieder aufzubauen und wieder in Betrieb zu nehmen. Wir erklären es offen für angehende Gärtner, Regierungsbeamte, Faschisten und alle Arten von Gaunern: LIBERTATIA BLEIBT! Wir werden es niemandem leicht machen, oder gar das Gebäude verlassen, sondern den Weg des kompromisslosen antifaschistischen Kampfes fortsetzen. Wir danken denjenigen, die ihre praktische Solidarität bewiesen haben, Genossinnen und Genossen aus allen Teilen Griechenlands, aber auch aus dem Ausland. Diese Einstellung gibt uns die Kraft weiterzumachen, denn in solchen Momenten wird echte Solidarität erprobt. Solidarität entsteht nicht als bloße Verpflichtung, sondern als revolutionäre Aufgabe. Wir möchten, dass die Menschen, die bereits mobilisiert wurden, aufmerksam bleiben und bald über unsere Pläne und die nächsten geplanten Schritte informiert werden.

Ebenso wichtig ist in dieser Zeit die Reaktion der antifaschistischen Bewegung, die auf die Ereignisse mit Einheit und Dynamik auf der Straße und in der Öffentlichkeit reagieren muss. Die Faschisten und Nationalisten dürfen in der Öffentlichkeit keinen Platz haben, stattdessen gilt es den Internationalismus, den Klassenkampf und die Solidarität hervorzuheben, zusammenzukommen und die Bevölkerung gegen den gemeinsamen Feind zu vereinen: also gegen den Staat, das Kapital und ihre Einsatzkräfte, und gegen die Faschisten.

DEN HASS UND DEN ZORN, DEN IHR IN UNSEREN HERZEN GEPFLANZT HABT, FINDET IHR VOR EUCH.

TROTZ ALLEM: LIBERTATIA WIRD BLEIBEN!

AUSDAUERNDER ANTIFASCHISTISCHER KAMPF GEGEN FASCHISMUS UND NATIONALISMUS!

FÜR DIE ANARCHIE UND DEN LIBERTÄREN KOMMUNISMUS!

Libertatia, Kollektive für den libertären Kommunismus, 29. Jänner 2018

 

 

STELLUNGNAHME DES LIBERTATIA-KOLLEKTIVS AM TAG DES ANSCHLAGS | 21. JÄNNER 2018

Am Sonntag dem 21. Jänner 2018, um circa 13.30, kurz vor dem Start der nationalistischen Demonstration für den Namen Mazedonien, haben faschistische Gruppen, die an dieser Demo teilnahmen, eine Serie von Angriffen auf verschiedene Besetzungen in Thessaloniki begonnen. Nachdem sie das freie, soziale Zentrum Sxolio angegriffen haben, wo sie mit Erfolg zurückgeschlagen werden konnten, griffen sie unsere Besetzung an und verursachten Schäden am Zaun und an der Fassade. Diese Schäden wurden von Mitgliedern unserer Gruppe sofort wieder repariert. Unsere Gruppe entschied sich danach, an der anti-nationalistischen Gegendemonstration auf Kamara teilzunehmen.

Nach etwa zwei Stunden wurde unsere Besetzung von einer Gruppe von 60–70 Faschisten erneut angegriffen. Dieses Mal mit Molotowcocktails und Bengalen, wodurch das ganze Haus in Brand gesteckt wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich niemand im Gebäude, wegen der Versammlung auf Kamara. Während der ganzen Attacke auf die Besetzung waren Zivilpolizisten und ein Bus der Spezialeinheit MAT vor der Besetzung parkiert. Sie schützten den Angriff und zeigten keine weitere Reaktion. Die Reaktionen der Nachbarschaft müssen jedoch erwähnt werden: Die Leute standen auf den Balkonen und schrien die Faschisten an. Diese schimpften Beleidigungen zurück und warfen auch auf die Nachbarn Bengalen. Als die Faschisten danach erneut die Besetzung Sxolio angriffen, legte die Poliziei dieselbe Parteilichkeit an den Tag: die Angreifer wurden beschützt und die GenossInnen des Sxolio wurden in ihrem Gebäude eingeschlossen.

Wir sollten uns nicht täuschen lassen: Ohne der Mazedonien-Demo wären diese Angriffe der Faschisten nicht möglich gewesen, denn diese Demo war ein Schutzraum für die faschistischen Angriffe. Die Angreifer gingen zu dieser Demo und kamen von ihr wieder zurück.
Alle rechtsextremen und neonazistischen Gruppen riefen zu dieser Demo auf, aber niemand kümmerte dieses Faktum. Ihnen wurde dadurch soziale Legitimität und öffentlicher Raum geboten, um sich auszudrücken und zu handeln. Wir sind uns ganz genau bewusst, dass diese Dinge unter anderen Umständen nicht möglich gewesen wären, und deswegen muss jeder und jede darüber nachdenken, wie er sich gegen Faschismus stellen kann.

Diese Aktionen paramilitärischer Gruppen funktionieren als Unterstützung der staatlichen Repression gegen alle Menschen, die kämpfen, und für etwas Besseres einstehen. Denken wir alle darüber nach, wer von der Brandstiftung an einem Gebäude mit einer mehr als hundertjährigen Geschichte profitiert, welches über Jahrzehnte leer gestanden ist. Ein Gebäude, das wir als Anarchisten, libertäre Kommunisten und Revolutionäre besetzt und renoviert hatten, einerseits um den Bedarf an Wohnraum von Proletariern, Immigranten und Menschen, die von Staat und Kapital angegriffen werden, zu decken, andererseits, um einen freien Raum radikaler politischer Auseinandersetzungen von Individuen zu schaffen und eine neue, libertäre Kultur zu fördern. Es muss deutlich festgestellt werden, dass es sich um eine kriminelle Aktion handelt, die auch ein weit tragischeres Ergebnis zur Folge gehabt haben könnte: Tote.

Diese Angriffe werden uns auf keinen Fall aufhalten. Wir werden den Faschisten keinen solchen Gefallen tun, sondern weiterhin mit stählernem Bewusstsein und Trotz für eine Gesellschaft von Gleichheit und Freiheit und unsere Ideale kämpfen! Gegen Staat, Kapital und Faschismus!
Kein Angriff kann uns terrorisieren!

FASCHISTISCHE ANGRIFFE WERDEN NICHT OHNE ANTWORT BLEIBEN!

ERRICHTEN WIR BARRIKADEN GEGEN DIE FASCHISTISCHE BEDROHUNG!

FÜR DIE ANARCHIE UND DEN LIBERTÄREN KOMMUNISMUS!

Libertatia/Gruppe für den libertären Kommunismus

REBUILD LIBERTATIA [DE]

Am 21. Jänner 2018 kam es in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki zu einer Reihe faschistischer Angriffe auf emanzipatorische Strukturen der linksradikalen Bewegung. Zehntausende Faschisten, Nationalisten, Patrioten und Klerikale hatten sich versammelt, um dem seit Jahren schwelenden Streit um den Namen Mazedonien und das Erbe Alexander des Großen neuen Zündstoff zu geben. Nationalisten in Griechenland und der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (FYROM) beanspruchen den Namen Mazedonien gleichermaßen für sich. Beide Staaten provozieren sich seit Jahren immer wieder, indem etwa historische Orte und Flughäfen nach Alexander dem Großen benannt werden. Seit 2014 gab es praktisch keine Verhandlungen zwischen den beiden Ländern mehr. Dennoch zeichnete sich zuletzt eine Einigung ab. Zumindest auf griechischer Seite wollte die nationalistische Bewegung eine solche Einigung jedoch torpedieren und mobilisierte daher seit Wochen zur ersten nationalistischen Großdemo seit 1992 nach Thessaloniki, der Hauptstadt der nordgriechischen Region Makedonien.

Am 21. Jänner marschierte schließlich eine Mischung aus rechten Parteien und Organisationen, Mitgliedern der faschistischen Chrysi Avgi, nationalistischen Hooligans, Konservativen, Orthodoxen und Patrioten in Thessaloniki auf, um klar zu machen: „Mazedonien ist griechisch!“ Knapp 100.000 Menschen sollen es gewesen sein.

Aus dieser nationalistischen Demonstration heraus, wurden immer wieder Angriffe gegen Menschen und Strukturen getätigt, die seit Jahren gegen den nationalistischen Konsens der Faschisten, Patrioten und Klerikalen ankämpfen. Als erstes traf es die besetzte Schule Sxolio, ein autonomes Sozial- und Kulturprojekt der Antiautoritären Bewegung (AK) im Stadtteil Faliro. Der Angriff der Faschisten konnte schließlich abgewehrt werden. Die Angreifer zogen jedoch weiter zum nur knapp 300 Meter entfernten Haus des libertär-kommunistischen Kollektivs Libertatia. Ein erster Angriff auf das besetzte Haus konnte ebenfalls abgewehrt werden. Doch zwei Stunden später, gegen 15:00 Uhr, kehrten 60-70 Faschisten zum Haus zurück und zündeten dieses an.

Das etwa 100 Jahre alte Haus, das seit 2007 besetzt war, brannte mit samt seiner großen Bibliothek und allen Habseligkeiten der Besetzer vollständig aus.

Als Reaktion auf diesen feigen Anschlag wurde für den Abend des 22. Jänners zu einer antifaschistischen Demonstration mobilisiert. Im Zuge dieser Demo kam es zu Kämpfen mit der Polizei, die am Vortag sowohl den Angriff auf das Sxolio, als auch den Anschlag auf das Libertatia nicht nur geschehen ließ, sondern teilweise auch aktiv unterstützte. Während von den faschistischen Brandstiftern kein einziger festgenommen wurde, verhaftete die Polizei am 22. Jänner gleich fünf Teilnehmer der antifaschistischen Demo, darunter eine Person aus dem Kollektiv des Libertatia. Dem nicht genug, wirft die Staatsanwaltschaft den fünf Antifaschisten nun ausgerechnet Brandstiftung der Kategorie zwei vor – eine Straftat, die bei einer Verurteilung mit fünf bis zehn Jahren Haft bestraft wird.

Trotz dieser massiven Repression von Seiten des Staates und den militanten Angriffen der Faschisten, geben die Genossinnen und Genossen in Thessaloniki nicht auf: Sie rufen dazu auf, den Widerstand gegen Faschismus und Kapitalismus in Griechenland und ganz Europa auf die Straße zu tragen und zu intensivieren.

Weiters wollen die Genossinnen und Genossen das Libertatia wiederaufbauen. Wir rufen dazu auf, dieses Vorhaben finanziell zu unterstützen: Beteilige dich am Wiederaufbau des Libertatia! Beteilige dich an den Prozesskosten! Unterstütze den antifaschistischen Widerstand in Europa!

Freiheit für die Saloniki-Fünf! Tod dem Faschismus! Lang lebe das Libertatia!

Freunde des Libertatias in Wien, Jänner 2018

Stellungnahme des Kollektivs Libertatia zum faschistischen Brandanschlag auf ihr Haus

Am Sonntag dem 21. Jänner 2018, um circa 13.30, kurz vor dem Start der nationalistischen Demonstration für den Namen Mazedonien, haben faschistische Gruppen, die an dieser Demo teilnahmen, eine Serie von Angriffen auf verschiedene Besetzungen in Thessaloniki begonnen. Nachdem sie das freie, soziale Zentrum Sxolio angegriffen haben, wo sie mit Erfolg zurückgeschlagen werden konnten, griffen sie unsere Besetzung an und verursachten Schäden am Zaun und an der Fassade. Diese Schäden wurden von Mitgliedern unserer Gruppe sofort wieder repariert. Unsere Gruppe entschied sich danach, an der anti-nationalistischen Gegendemonstration auf Kamara teilzunehmen.

Nach etwa zwei Stunden wurde unsere Besetzung von einer Gruppe von 60–70 Faschisten erneut angegriffen. Dieses Mal mit Molotowcocktails und Bengalen, wodurch das ganze Haus in Brand gesteckt wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich niemand im Gebäude, wegen der Versammlung auf Kamara. Während der ganzen Attacke auf die Besetzung waren Zivilpolizisten und ein Bus der Spezialeinheit MAT vor der Besetzung parkiert. Sie schützten den Angriff und zeigten keine weitere Reaktion. Die Reaktionen der Nachbarschaft müssen jedoch erwähnt werden: Die Leute standen auf den Balkonen und schrien die Faschisten an. Diese schimpften Beleidigungen zurück und warfen auch auf die Nachbarn Bengalen. Als die Faschisten danach erneut die Besetzung Sxolio angriffen, legte die Poliziei dieselbe Parteilichkeit an den Tag: die Angreifer wurden beschützt und die GenossInnen des Sxolio wurden in ihrem Gebäude eingeschlossen.

Wir sollten uns nicht täuschen lassen: Ohne der Mazedonien-Demo wären diese Angriffe der Faschisten nicht möglich gewesen, denn diese Demo war ein Schutzraum für die faschistischen Angriffe. Die Angreifer gingen zu dieser Demo und kamen von ihr wieder zurück.
Alle rechtsextremen und neonazistischen Gruppen riefen zu dieser Demo auf, aber niemand kümmerte dieses Faktum. Ihnen wurde dadurch soziale Legitimität und öffentlicher Raum geboten, um sich auszudrücken und zu handeln. Wir sind uns ganz genau bewusst, dass diese Dinge unter anderen Umständen nicht möglich gewesen wären, und deswegen muss jeder und jede darüber nachdenken, wie er sich gegen Faschismus stellen kann.

Diese Aktionen paramilitärischer Gruppen funktionieren als Unterstützung der staatlichen Repression gegen alle Menschen, die kämpfen, und für etwas Besseres einstehen. Denken wir alle darüber nach, wer von der Brandstiftung an einem Gebäude mit einer mehr als hundertjährigen Geschichte profitiert, welches über Jahrzehnte leer gestanden ist. Ein Gebäude, das wir als Anarchisten, libertäre Kommunisten und Revolutionäre besetzt und renoviert hatten, einerseits um den Bedarf an Wohnraum von Proletariern, Immigranten und Menschen, die von Staat und Kapital angegriffen werden, zu decken, andererseits, um einen freien Raum radikaler politischer Auseinandersetzungen von Individuen zu schaffen und eine neue, libertäre Kultur zu fördern. Es muss deutlich festgestellt werden, dass es sich um eine kriminelle Aktion handelt, die auch ein weit tragischeres Ergebnis zur Folge gehabt haben könnte: Tote.

Diese Angriffe werden uns auf keinen Fall aufhalten. Wir werden den Faschisten keinen solchen Gefallen tun, sondern weiterhin mit stählernem Bewusstsein und Trotz für eine Gesellschaft von Gleichheit und Freiheit und unsere Ideale kämpfen! Gegen Staat, Kapital und Faschismus!
Kein Angriff kann uns terrorisieren!

FASCHISTISCHE ANGRIFFE WERDEN NICHT OHNE ANTWORT BLEIBEN!

ERRICHTEN WIR BARRIKADEN GEGEN DIE FASCHISTISCHE BEDROHUNG!

FÜR DIE ANARCHIE UND DEN LIBERTÄREN KOMMUNISMUS!

Libertatia/Gruppe für den libertären Kommunismus