REBUILD LIBERTATIA [DE]

Am 21. Jänner 2018 kam es in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki zu einer Reihe faschistischer Angriffe auf emanzipatorische Strukturen der linksradikalen Bewegung. Zehntausende Faschisten, Nationalisten, Patrioten und Klerikale hatten sich versammelt, um dem seit Jahren schwelenden Streit um den Namen Mazedonien und das Erbe Alexander des Großen neuen Zündstoff zu geben. Nationalisten in Griechenland und der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (FYROM) beanspruchen den Namen Mazedonien gleichermaßen für sich. Beide Staaten provozieren sich seit Jahren immer wieder, indem etwa historische Orte und Flughäfen nach Alexander dem Großen benannt werden. Seit 2014 gab es praktisch keine Verhandlungen zwischen den beiden Ländern mehr. Dennoch zeichnete sich zuletzt eine Einigung ab. Zumindest auf griechischer Seite wollte die nationalistische Bewegung eine solche Einigung jedoch torpedieren und mobilisierte daher seit Wochen zur ersten nationalistischen Großdemo seit 1992 nach Thessaloniki, der Hauptstadt der nordgriechischen Region Makedonien.

Am 21. Jänner marschierte schließlich eine Mischung aus rechten Parteien und Organisationen, Mitgliedern der faschistischen Chrysi Avgi, nationalistischen Hooligans, Konservativen, Orthodoxen und Patrioten in Thessaloniki auf, um klar zu machen: „Mazedonien ist griechisch!“ Knapp 100.000 Menschen sollen es gewesen sein.

Aus dieser nationalistischen Demonstration heraus, wurden immer wieder Angriffe gegen Menschen und Strukturen getätigt, die seit Jahren gegen den nationalistischen Konsens der Faschisten, Patrioten und Klerikalen ankämpfen. Als erstes traf es die besetzte Schule Sxolio, ein autonomes Sozial- und Kulturprojekt der Antiautoritären Bewegung (AK) im Stadtteil Faliro. Der Angriff der Faschisten konnte schließlich abgewehrt werden. Die Angreifer zogen jedoch weiter zum nur knapp 300 Meter entfernten Haus des libertär-kommunistischen Kollektivs Libertatia. Ein erster Angriff auf das besetzte Haus konnte ebenfalls abgewehrt werden. Doch zwei Stunden später, gegen 15:00 Uhr, kehrten 60-70 Faschisten zum Haus zurück und zündeten dieses an.

Das etwa 100 Jahre alte Haus, das seit 2007 besetzt war, brannte mit samt seiner großen Bibliothek und allen Habseligkeiten der Besetzer vollständig aus.

Als Reaktion auf diesen feigen Anschlag wurde für den Abend des 22. Jänners zu einer antifaschistischen Demonstration mobilisiert. Im Zuge dieser Demo kam es zu Kämpfen mit der Polizei, die am Vortag sowohl den Angriff auf das Sxolio, als auch den Anschlag auf das Libertatia nicht nur geschehen ließ, sondern teilweise auch aktiv unterstützte. Während von den faschistischen Brandstiftern kein einziger festgenommen wurde, verhaftete die Polizei am 22. Jänner gleich fünf Teilnehmer der antifaschistischen Demo, darunter eine Person aus dem Kollektiv des Libertatia. Dem nicht genug, wirft die Staatsanwaltschaft den fünf Antifaschisten nun ausgerechnet Brandstiftung der Kategorie zwei vor – eine Straftat, die bei einer Verurteilung mit fünf bis zehn Jahren Haft bestraft wird.

Trotz dieser massiven Repression von Seiten des Staates und den militanten Angriffen der Faschisten, geben die Genossinnen und Genossen in Thessaloniki nicht auf: Sie rufen dazu auf, den Widerstand gegen Faschismus und Kapitalismus in Griechenland und ganz Europa auf die Straße zu tragen und zu intensivieren.

Weiters wollen die Genossinnen und Genossen das Libertatia wiederaufbauen. Wir rufen dazu auf, dieses Vorhaben finanziell zu unterstützen: Beteilige dich am Wiederaufbau des Libertatia! Beteilige dich an den Prozesskosten! Unterstütze den antifaschistischen Widerstand in Europa!

Freiheit für die Saloniki-Fünf! Tod dem Faschismus! Lang lebe das Libertatia!

Freunde des Libertatias in Wien, Jänner 2018